Unsere Arbeitsweise

Klare Strukturen und transparente Kommunikation sollen uns ein Zusammenleben mit geringen Reibungsverlusten ermöglichen. Grundlage hierfür ist unsere Arbeitsweise, die sich als beteiligungsorientiert, transparent und freiwillig beschreiben lässt.

Haus­gemein­schaften, Haus­sprech­er:innen
und Haus­beirat

Das Wohnprojekt gliedert sich in sechs Häuser, deren Bewohner:innen je eine Hausgemeinschaft bilden. Jede Hausgemeinschaft benennt eine:n Haussprecher:in und eine Vertretung.

Die Haus­sprecher:innen jeder Haus­gemeinschaft bilden den Hausbeirat. Er dient als Bindeglied zwischen den Haus­gemeinschaften und dem Wohn­gruppenbeirat bzw. Vorstand. Der Hausbeirat unterstützt die Kommunikation, indem Themen aus den Haus­gemeinschaften zusammengetragen werden, um dann zu entscheiden, in welchem Gremium sie bearbeitet werden: betreffen Themen lediglich einzelne Häuser (z.B. Treppenhaus-Reinigung), mehrere Häuser (z.B. bestimmte Fahrradkeller) oder alle Häuser (z.B. Tiefgaragen-Reinigung, Müllabfuhr-Intervalle…)?

Der Hausbeirat trifft sich einmal monatlich, sondiert die Themen und erstellt die Tagesordnung für die Sitzungen des Wohn­gruppen­beirats.

Gleichzeitig bildet der Hausbeirat über die Haus­sprecher:innen den Kommunikations- und Informations-Kanal vom Vorstand zu allen Wohnenden (Priorisierung von Anschaffungen, Meinungsbilder, ...).

 

Entscheidungs­findung

In unserer demokratischen Gesellschaft hat sich die Mehrheits-Entscheidung etabliert und wird von vielen als besonders gerecht empfunden. Tatsächlich werden dabei jedoch berechtigte Einwände nicht berücksichtigt. Zudem steigt bei den überstimmten Minderheiten die Frustration.

In unserem Wohnprojekt haben wir bei geeigneten Themen gute Erfahrungen mit dem "Systemischen Konsensieren“ gemacht. Bei dieser Art der Entscheidungsfindung geht es nicht um ein "Dafür“ oder "Dagegen“, sondern es werden die Widerstände gegen eine bestimmte Option bewertet und thematisiert. So können Entscheidungen gefunden werden, die die Interessen möglichst vieler berücksichtigen und für alle länger tragfähig sind. Zudem wird die "Schwarm-Intelligenz“ genutzt.

Beispiele:
Die Farben für die Beläge in den Treppenhäusern sollten entschieden werden. Auslosen, Mehrheits-Beschluss, Reihenfolge der Auswahl von verschiedenen Farben uvm. waren Ideeen zur Entscheidungsfindung. Schließlich wurden die Hausbewohner:innen aufgefordert über das Systemische Konsensieren ihre Widerstände gegen die einzelnen Farben zu werten und im zweiten Schritt zu diskutieren. Dabei haben sich alle Hausgemeinschaften (zufällig) für eine andere Farbe entschieden, so dass die Orientierung an der Treppenhaus-Farbe gut möglich ist.

Später war bei der Entscheidung zur Installation von Fahrrad-Ankern als zusätzlichen Diebstahl-Schutz an den Wänden der Fahrradkeller im ersten Schritt geplant, den Bedarf dafür individuell zu erheben und kostenpflichtig zu erfüllen. Im zweiten Schritt wurde eine kostengünstigere Variante der Fahrrad-Anker gefunden (bei gleichem Nutzen) und im dritten Schritt wurden dann die Kosten von der Genossenschaft getragen. So konnten zukünftige individuelle "Besitzansprüche“ an konkrete Fahrradstellplätze vermieden werden.

 

Konflikt-Lotsen

"Überall, wo Menschen miteinander schaffen, machen sie sich auch zu schaffen." (Christoph Thomann)

Wir betrachten Konflikte in einer sozialen Gemeinschaft als normal – sie gehören zum Leben dazu. Um Auseinandersetzungen "besprechbar“ zu machen, haben wir vier Konflikt-Lotsen (zwei Frauen, zwei Männer aus verschiedenen Häusern und Generationen) als Ansprechpartner:innen. Sie bieten ihre Unterstützung an, wenn das Miteinander gestört ist oder die Verständigung nicht gelingt.